Zu den bezauberndsten Gebräuchen in England gehört die britische Teekultur, auch wenn die vielen Varianten auf Besucher vom Festland manchmal etwas verwirrend wirken. Was unterscheidet einen Afternoon Tea von einem High Tea, und warum gibt es auch noch einen Cream Tea? Zu allem Überfluss zanken sich die Briten auch noch darum, um man zuerst die Milch oder den Tee in die Tasse gibt. Wie soll man da als Kontinentaleuropäer noch den Überblick behalten? Doch ganz so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint, ist die Tea Time nicht.
Die wichtigsten Tee-Mahlzeiten werden nachmittags serviert und unterscheiden sich durch die Art der angebotenen Speisen, wobei es durchaus zu Überschneidungen kommen kann. Getrunken wird schwarzer Tee, der traditionell kräftig ist und nicht aromatisiert wurde. Die berühmte Ausnahme ist der Earl-Grey-Tee mit seinem duftigen Aroma der Bergamotte.
Afternoon Tea
Ursprünglich war der Nachmittagstee eine Mahlzeit, die der Überbrückung zwischen dem Frühstück und dem Abendessen diente. Ein Mittagessen, wie man es heute kennt, gab es nicht, als der Nachmittagstee populär wurde. Er wird serviert zwischen 15.00 und 17.00 Uhr und wird auch Low Tea genannt – aus dem einfachen Grund, weil man ihn an niedrigen Tischen und in tiefen Sesseln zu sich nahm. Zu einem zeitgemäßen Afternoon Tea gehören heutzutage neben den traditionellen Scones auch Cupcakes und kleine Törtchen mit diversen süßen oder fruchtigen Füllungen. Auch das genau eigentlich schottische Shortbread, mürbe und sandig und nicht allzu süß, darf nicht fehlen. Auf der herzhaften Seite gibt es Gurken- oder Kressesandwiches. Außerdem serviert man als perfekter Gastgeber zum Nachmittagstee leckere, appetitlich angerichtete Häppchen mit Lachs, Eiersalat – kurz, mit allem, was klein und fein aussieht.
Als Unterart des Afternoon Tea gilt der Cream Tea. Serviert werden warme Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream. Diesen dicken, reichhaltigen Rahm gibt es hierzulande nur im Spezialversand, man kann aber als Ersatz auf Crème double zurückgreifen. Auch eine Mischung aus Sahne und Crème double oder Sahne und Mascarpone haben sich bewährt. Hauptsache, es schmeckt!
High Tea
Im Gegensatz zum Low Tea hat der High Tea seine Ursprünge in der Arbeiterklasse. Die einzige Gemeinsamkeit war der Tee, der in England bei keiner Mahlzeit fehlen durfte. Den High Tea nimmt man am Esstisch ein, und serviert wurden sättigende, reichhaltige Mahlzeiten. Wer nach dem anstrengenden Arbeitstag in der Fabrik nach Hause kam, der konnte mit winzigen Gurkensandwiches ebenso wenig anfangen wie mit Mini-Gebäck. Stattdessen gab es Pasteten wie die Shepherd´s Pie oder die Steak-und-Nieren-Pastete. Fisch, kaltes Huhn und herzhafte Brote, Gemüsekuchen wie zum Beispiel der Zwiebelkuchen und auch Kartoffelauflauf fand man damals auf den Tischen. Deftig, kräftig und nicht allzu raffiniert war der traditionelle High Tea. Auch an der Uhrzeit, zu derer serviert wurde, erkennt man den Unterschied zum Afternoon Tea: Zwischen 17.00 und 19.00 gab es eine richtige Mahlzeit und keine Snacks zur Überbrückung bis zum Abendessen.
Lust auf einen Nachmittagstee? Kein Problem!
Sowohl Scones als auch Shortbread sind leicht und schnell nachzubacken. Scones serviert man am besten lauwarm, und sollte etwas übrig bleiben, kann man sie problemlos einfrieren. Shortbread lässt sich in der Keksdose ebenfalls mindestens eine Woche aufbewahren.
Scones
Ergibt 9 Stück
250 g Mehl
60 g Butter
2 gestrichene TL Backpulver
1 gute Prise Salz
60 g Zucker
120 ml Milch plus etwas zum Einpinseln
1. Mehl, Backpulver, Salz und Zucker in einer Schüssel vermischen.
2. Die Butter in Flöckchen dazu geben.
3. Die Milch dazugeben und mit den Knethaken des Mixers verrühren. Anschließend noch einmal per Hand vorsichtig durchkneten, bis ein zäher Teig entsteht.
4. Den Teig eine halbe Stunde in Frischhaltefolie gewickelt im Kühlschrank ruhen lassen.
5. Auf einer bemehlten Arbeitsfläche etwa 2 cm dick ausrollen und Kreise mit 6 – 7 cm Durchmesser ausstecken.
6. Die Teigkreise auf dem mit Backpapier ausgelegten Backblech noch eine halbe Stunde bei Zimmertemperatur ruhen lassen.
7. Den Backofen auf 220 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen. Die Scones mit Milch bepinseln und etwa 12 – 14 Minuten backen, bis sie goldgelb sind.
8. Mit Marmelade und Clotted Cream oder Sahne lauwarm servieren.
Shortbread
Ergibt etwa 25 Stück
500 g Mehl
250 g Butter
60 g Zucker
¼ TL Salz
1. Butter und Zucker schaumig rühren.
2. Mehl und Salz vermischen, dann zur Butter-Zucker-Mischung geben und alles erst mit den Knethaken des Mixers, dann mit den Händen zu einem geschmeidigen Mürbeteig verkneten.
3. Den Teig in Frischhaltefolie gewickelt eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
4. Auf einer bemehlten Arbeitsfläche 2,5 cm dick ausrollen. Den Backofen auf 160 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen. Anschließend den ausgerollten Teig auf das mit Backpapier ausgelegte Backblech legen und mit einem Messer die Shortbread-Riegel schneiden – so lassen sie sich nach dem Backen ohne Mühe trennen.
5. Eine halbe Stunde backen, bis das Shortbread goldgelb ist. Fertig!
In diesem Sinne: chin-chin!
Autor: Gunda Plewe