Die Welt ist verrückt, das wissen wir schon lange, und gerade weil die Welt verrückt genug ist, dass manchmal Märchen wahr werden, leben wir so gerne in ihr. Der neueste Beweis für einen süßen, wahr gewordenen Traum ist der Cronut.
Der glückliche Erfinder des Cronuts ist der Konditor Dominique Ansel, ein vielfach ausgezeichneter Top-Konditor mit französischen Wurzeln. Derzeit bringt seine süße Kreation die New Yorker dazu, viel zu früh aufzustehen und sich in der langen Warteschlange rund um den Block einzureihen, in der sich die „Dominique Ansel Bakery“ befindet. Denn jeden Tag werden nur 250 Stück des süßen Teigrings hergestellt, der mit einem Preis von 5 Dollar pro Stück nicht gerade günstig ist.
Die 5 Dollar, die man in der Konditorei zahlt, kann man mit etwas Geschick vervielfachen: Man munkelt von Schwarzmarktpreisen bis zu 90 Dollar pro Stück für das kurzlebige Gebäck – immer vorausgesetzt, man erliegt nicht der Versuchung und gönnt sich die runde Köstlichkeit selbst. Da der Cronut möglichst frisch gegessen werden sollte und keine langen Lagerzeiten verträgt, muss man also schnell weiterverkaufen, zudem gibt es eine Verkaufbeschränkung – jeder Kunde darf maximal zwei Cronuts erwerben. Und weil die New Yorker im Moment geradezu süchtig nach dem In-Gebäck sind, sollte man keine Schwierigkeiten haben, den Cronut an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Das Originalrezept für den Cronut ist natürlich streng geheim, auch wenn Dominique Ansel erzählt, dass er zwei Monate und ungefähr zehn Rezepte benötigte, bis er den idealen Teig für seine Erfindung gefunden hatte. Wie der Name schon andeutet, ist der Cronut eine Mischung aus Croissant und Donut. Der Croissant-Teig soll drei Tage ruhen und wird so oft gefaltet und gerollt, bis viele Lagen entstehen. Anschließend wird das Gebäck in die bekannte Donutform mit dem Loch in der Mitte gebracht und in Traubenkernöl frittiert, natürlich bei einer Temperatur, die mindestens so geheim ist wie das Rezept selbst. Beim Aufbacken entsteht ein lockerer Teigring, den man nun nach Wahl füllen kann. Dominique Ansel bietet in seiner Konditorei jeden Monat eine andere Füllung an: Im Mai war es eine Mischung aus Rose und Vanille, im August gab es den Kokos-Cronut, im September wurde er gefüllt mit einer Mischung aus Feige und Mascarpone.
Bislang kann man den Cronut nur in der amerikanischen Metropole kaufen. Das Original ist rechtlich geschützt, und die Rezeptur wird besser gehütet als so manches Staatsgeheimnis. Natürlich gab es im Handumdrehen viele Nachahmer, die jedoch alle unter einem anderen Namen verkauft werden, und von „Dosant“ bis „Cronetto“ ist so ungefähr alles an fantasievollen Bezeichnungen vorhanden, was man sich nur vorstellen kann.
Wer sich selbst an einem Cronut versuchen möchte, der darf natürlich experimentieren bis zum Umfallen oder bis zur Gewichtsexplosion, denn mit etwa 500 Kalorien pro Stück ist der Cronut deutlich reichhaltiger als seine „Eltern“ Donut und Croissant. Prinzipiell muss der Croissant-Teig, den man ja auch fertig kaufen kann, zwei mal gefaltet und ausgerollt werden, dann wird der Donut ausgestochen, in neutralem Öl frittiert und nach Wahl mit Hilfe einer Spritzpistole gefüllt. Wer mag, kann ihn mit Zuckerguss und Streudeko verzieren, bevor er in kleinen Bissen andächtig verzehrt wird. Anregungen zur Deko und zur Füllung findet man auf der Fanseite des Cronuts, die allen Cronutophilen und solchen, die es werden wollen, offen steht: cronut.org
Autor: Gunda Plewe